Inhalt des Dokuments
abgeschlossene Projekte
Käthe von Bose
Klinisch rein – Zur Aushandlung von
Reinigungsarbeiten im Krankenhaus. Eine Studie zum Verhältnis
von Sauberkeit, Macht und Arbeit
Sahra Dornick
Die Romane von Gila Lustiger im
Kontext postmoderner Gesellschaftstheorie
Thomas Gloy
Moral im Nationalsozialismus
Inka Greusing
Rhetorische Modernisierung in
den Ingenieurwissenschaften?
Eine Interviewstudie zur
Verknüpfung von Fachhabitus, heterosexueller Matrix und
Geschlechterwissen im akademischen Feld der
Ingenieurwissenschaften
Die Dissertation ist im März 2018 bei Budrich UniPress erschienen. Titel: "Wir haben ja jetzt auch ein paar Damen bei uns" - Symbolische Grenzziehungen und Heteronormativität in den Ingenieurwissenschaften.
Anna Kasten
Alleinerziehende Mutterschaft als
Technologie der heteronormativen Familienordnung. Diskursanalytische
Studie über die Mitwirkung alleinerziehender Mütter bei der
Feststellung der Vaterschaft im Unterhaltsvorschussgesetz in
Deutschland und im Gesetz über Familienleistungen in Polen
Aline Oloff
Feministische Wissensproduktion
in Frankreich unter dem Einfluss postkolonialer Debatten
Alek Ommert
Ladyfeste als queer-feministische
Praxis
Verhandlungen von Ausgrenzung und Teilhabe
Arn Sauer
Gender-based
Analysis and Gender Impact Assessment.
Canadian Best
Practices for the European Institute for Gender Equality?
Pat Treusch
Care-Robot & Co
Humanoide
als soziale Akteure am Beispiel technisch vermittelter Fürsorge- und
Hausarbeit
Anna Voigt
Konstruktionen
von "Männlichkeiten" und "Sexualitäten" in
US-amerikanischen TV Serien und ihre Rezeption in Deutschland
Göde Both
Agency und Geschlecht in
Mensch/Maschine-Konfigurationen am Beispiel von Virtual Personal
Assistants
Judith Coffey
Die
Liebesgeschichte als Ort der (Re)Produktion von
Bürgerlichkeit.
Exemplarische Analysen viktorianischer
Romane
Lukas Engelmann
Krankheitsbild AIDS.
Die medizinische Semantisierungsgeschichte von AIDS
aus der
Logik des Bildes (Arbeitstitel)
Hannah Fitsch
Just to give you a picture.
Sicht- und Sagbarkeiten in der funktionellen
Magnetresonanztomographie.
Nadine Heymann
Visual Kei: Praxen von Körper
und Geschlecht in einer translokalen Subkultur
Ina Kerner
Differenzen und Macht. Zur
Anatomie von Rassismus und Sexismus
Mike
Laufenberg
Die Regierung der Sexualität
Subjektivität, Wahrheit und Macht im Zeitalter der
Biologie
Hanna Meißner
Bedingte Kontingenz. Zur gesellschaftlichen Konstitution von
Subjektivität und Handlungsfähigkeit
Silke
Meyer
Differenzierungen und Ausschluss über
Technik?
Eine Studie zu den Machtverhältnissen in Linux
User Groups
Tino Plümecke
Differenzforschung in den neuen Lebenswissenschaften
Thomas Viola Rieske
Pädagogische
Handlungsmuster in der Jungenarbeit
Käthe von Bose
Klinisch rein – Zur
Aushandlung von Reinigungsarbeiten im Krankenhaus.
Eine Studie
zum Verhältnis von Sauberkeit, Macht und Arbeit
(Arbeitstitel)
In meinem Dissertationsprojekt
untersuche ich subjektivierende Aushandlungs- und
Grenzziehungspraktiken bei Reinigungsarbeiten im Krankenhaus. Vor dem
Hintergrund, dass mit Vorstellungen von und Arbeiten mit Schmutz,
Sauberkeit und Hygiene Prozesse der Vergeschlechtlichung,
Ethnisierung, Rassisierung und Sexualisierung verknüpft sein können,
frage ich aus einer interdependenten und queertheoretischen
Perspektive, wie sich bei verschiedenen Reinigungsarbeiten im
Krankenhaus Machtverhältnisse formieren und in Bewegung geraten, wie
Subjekte bei der Arbeit soziale Platzierungen und Grenzziehungen
produzieren, verhandeln und umdeuten. Dabei gerät zudem in den Blick,
welche sozialen Bedeutungen Schmutz, Sauberkeit und Hygiene bei der
Arbeit zugeschrieben werden und wie diese Zuschreibungen auf die
Arbeitenden und die Arbeit selbst zurückwirken. Schmutz, Sauberkeit
und Hygiene – so die These – sind sowohl Produkte als auch
Produzenten von sozialen Beziehungen, Hierarchien und Positionierungen
im Arbeitsraum Krankenhaus.
Wie werden also Arbeiten, die
Sauberkeit herstellen und Hygieneregeln einhalten sollen,
ausgehandelt, delegiert und gewertet? Wie werden darüber
Machtverhältnisse hergestellt und re-/stabilisiert? Und welche
Möglichkeiten der (widerständigen) Umarbeitung solcher
Verhältnisse, welche Verschiebungen in der sozialen Ordnung lassen
sich bei der Arbeit mit Schmutz, Sauberkeit und Hygiene beobachten? Um
diesen Fragen nachzugehen, beobachte ich teilnehmend in
unterschiedlichen Arbeitsbereichen verschiedener Krankenhäuser und
führe Interviews mit Beschäftigten mehrerer Hierarchieebenen.
Sahra Dornick
Die Romane von Gila
Lustiger im Kontext postmoderner Gesellschaftstheorie
Gegenstand des Promotionsvorhabens bildet die literatur-
und kulturwissenschaftliche Analyse der Romane Gila Lustigers im
Kontext postmoderner Gesellschaftstheorie. Das
interdisziplinäre Forschungsvorhaben zielt vor allem darauf, die
bisher literaturwissenschaftlich wenig bis kaum gewürdigte
literarische Arbeit Lustigers wissenschaftlich aufzuarbeiten und damit
einen Beitrag zur Erforschung der Jüdischen Literatur der Zweiten
Generation zu leisten. Angeleitet wird das Forschungsvorhaben von dem
Anliegen, die Romane Lustigers in gegenwärtige theoretische und
methodische Zusammenhänge der Soziologie und Kulturwissenschaften zu
stellen. Eine Hauptthese des Forschungsvorhabens ist, dass sowohl
Judith Butler als auch Lustiger mit ihren Texten ethische Entwürfe
vorlegen, die an eine postsouveräne Konzeption des Subjekts
anschließen. Neben einem Vergleich und einer Diskussion der
jeweiligen Verweisungshorizonte beider Autorinnen soll, auf Grundlage
einer kritischen Rekonstruktion der Ethik-Konzeption Judith Butlers,
ein Raum des Dialogs zwischen Lustiger und Butler eröffnet werden. In
diesem soll eine reflexive Verständigung über die Bedingung der
Möglichkeit einer postsouveränen Ethik einerseits und über die
Möglichkeiten von politischer Handlungsfähigkeit in der
gegenwärtigen Gesellschaft andererseits erfolgen.
Thomas Gloy
Moral im
Nationalsozialismus
Meine Dissertation befasst
sich mit der Frage, welche spezifische Moral durch den
Nationalsozialismus kreiert wurde, oder, in anderen Worten, wie sich
der Nationalsozialismus selbst über eine spezifische Moral
konstituiert hat. Wenn man über die Genese einer
nationalsozialistischen Moral nachdenkt, eine Geschichte, die noch
geschrieben werden muss, kommt einem sofort Michel Foucaults
Diskurstheorie in den Sinn. Diese Theorie ist als eine Methode
konzipiert, die Gegenwart als eine Situation zu rekonstruieren, die
eine Geschichte hat. Sie erlaubt eine Rekonstruktion von
Alltagsgeschichte mit all ihren Dynamiken und Transformationen. Denn
moralisches ist kein beliebiges, sondern vielmehr machtvoll
konstruiertes Wissen, welches eine Gesellschaft befähigt zwischen Gut
und Böse zu differenzieren und hierüber ein System von In- und
Exklusion organisiert. Moral zielt – und das ist besonders wichtig
– auf die freiwillige Befolgung von Codes und Normen ab. Die Analyse
der Formen, Kontinuität und Brüche in der Alltagsmoral des
Nationalsozialismus kann also maßgeblich zur Klärung einer Frage
beitragen, die bis heute nicht abschließend geklärt ist: wie konnte
der Nationalsozialismus nach Übernahme der Regierungsgewalt so große
Popularität und öffentliche Unterstützung
erlangen?
Inka Greusing
Rhetorische Modernisierung in den Ingenieurwissenschaften?
Eine Interviewstudie zur Verknüpfung von Fachhabitus, heterosexueller Matrix und Geschlechterwissen im akademischen Feld der Ingenieurwissenschaften
Die Ingenieurwissenschaften in Deutschland halten sich als Männerdomäne, trotz der hiesigen Gleichberechtigungsnorm (Wetterer) und obwohl es seit Jahren Bemühungen gibt, das Geschlechterverhältnis in diesen Bereichen auszugleichen.
Mit der Forschungsfrage, ob und inwiefern das asymmetrische Geschlechterverhältnis (auch) in den Inhalten und Kulturen der Ingenieurwissenschaften selber begründet liegt, wurden Interviews mit Ingenieur_innen geführt. Unter Anwendung der Grounded Theory (Strauss/Corbin) wurden in dieser Dissertation mit der Mathematikhürde, der Ausnahmefrau und dem Heiratsmarkt drei Schlüsselkonzepte generiert. Anhand dessen wird aufgezeigt, wie Fachhabitus (Bourdieu) Heteronormativität (Butler) und Geschlechterwissen (Andresen/Dölling/Kimmerle) in der sozialen Praxis im Feld der Ingenieurwissenschaften verknüpft werden und wie diese Verknüpfungspraktiken als rhetorische Modernisierung (Wetterer) gedeutet werden können. Die drei Schlüsselkonzepte sind in einem gegenseitigen (re)konstitutiven Verweisungszusammenhang miteinander verwoben, der als unsichtbare Hintergrundfolie seine Wirkmacht entfaltet. Er sorgt dafür, dass Ingenieur_innen entweder als „soziale Wärme“ bringende Frauen oder als „mathematikinteressierte“ Männer immer wieder in ein binäres, identitätsstiftendes und naturalisiertes hierarchisches Geschlechterverhältnis gesetzt werden und so die heteronormative Feldordnung (re)produzieren. Dies ermöglicht, das soziale Feld der Ingenieurwissenschaften als mathematik- und technikzentrierte Männerdomäne aufrecht zu erhalten, die in einem dichotomen hierarchischen Geschlechterverhältnis zum Feld der Fürsorge steht. Dies geschieht trotz des Gleichberechtigungsideals, dem auch die Akteur_innen der Untersuchungsgruppe verpflichtet sind, und trotz der mehrfach formulierten Kritik an der mathematik- und technikzentrierten Ausbildung. Im Fazit wird die Notwendigkeit hervorgehoben, an den Fachkulturen der Ingenieurwissenschaften selbst anzusetzen, mit dem Ziel, die folgenschwere Verknüpfung der Ingenieurwissenschaften mit einer heteronormativ hierarchisch aufeinander bezogenen, bipolar verfassten Geschlechtsidentität aufzulösen. Abschließend werden Handlungsbedarfe formuliert.
Die Dissertation ist im März 2018 bei Budrich UniPress erschienen. Titel: "Wir haben ja jetzt auch ein paar Damen bei uns" - Symbolische Grenzziehungen und Heteronormativität in den Ingenieurwissenschaften.
Weitere Informationen zu Inka Greusing [1]
Anna Kasten
Allleinerziehende Mutterschaft als Technologie der heteronormativen Familienordnung. Diskursanalytische Studie über die Mitwirkung alleinerziehender Mütter bei der Feststellung der Vaterschaft im Unterhaltsvorschussgesetz in Deutschland und im Gesetz über Familienleistungen in Polen (Arbeitstitel)
Hintergrund des Dissertationsprojektes sind meine Beobachtungen der polnischen Presseberichterstattung anlässlich der Auflösung des Unterhaltsfonds während des Beitritts Polens in die Europäische Union im Jahr 2004 und der damit einhergehende Kampf um die heteronormative Familienordnung. Anhand der Wissenssoziologischen Diskursanalyse untersuche ich den Konstruktionsprozess alleinerziehender Mutterschaft im rechtlich-politischen Diskurs des § 1 Abs. 3 des Unterhaltsvorschussgesetzes in Deutschland und des Art. 7 Abs. 5b u. Art. 11a Abs. 1 Pkt. 2 des Gesetzes über Familienleistungen in Polen. Der heteronormativitätskritische Ansatz dient mir als Denkwerkzeug und als analytische Linie. In meiner Untersuchung befasse ich mich mit den Fragen: was bedeutet die heteronormative Familienordnung in den jeweiligen Diskursen und welche Machtverhältnisse werden über die heteronormative Familienordnung hergestellt und/oder aufrechterhalten. Meine besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Rolle der Sozialen Arbeit und der Frage, welche Soziale Arbeit damit (un)möglich gemacht wird und welche Herausforderungen sich daraus für gendersensible Soziale Arbeit ergeben. Das Ziel der Dissertation ist die Herausarbeitung der produktiven Verknüpfungen zwischen heteronormativer Familienordnung und alleinerziehender Mutterschaft.
Aline Oloff
Feministische
Wissensproduktion in Frankreich unter dem Einfluss postkolonialer
Debatten. (Arbeitstitel)
In meinem
Dissertationsprojekt untersuche ich die Verhandlungen von Rassismus in
feministischer Politik und Wissensproduktion in Frankreich.
Mich
interessiert, wie der lokale und historische Kontext des
postkolonialen Frankreichs politische Debatten und theoretische
Reflexionen strukturiert. Dabei geht es mir darum, die Produktion
lokal und historisch situierten Wissens nachzuvollziehen und die der
Wissensproduktion innewohnende Dynamik zwischen politischer Bewegung
und akademisch gewordenem Feminismus zu verstehen.
Ausgangspunkt
der Untersuchung ist die Feststellung einer politischen wie
epistemischen Wende in der ersten Hälfte der 2000er Jahre, die
gegenwärtig im Feld der feministischen Forschung und den Gender
Studies in Frankreich diskutiert und die häufig mit jüngeren
politischen Debatten (Prostitution, Kopftuch) sowie mit der
verstärkten Rezeption in erster Linie us-amerikanischer Theorien in
Verbindung gebracht wird. Gegenstand der "Erneuerung" ist
die Reflexion auf das Verhältnis von Rassismus und Sexismus, dass, so
die Vertreterinnen der Erneuerungsthese, bislang als Analogie, nun
aber als Verschränkung, als ineinandergreifend gedacht werde.
Diese These einer theoretischen Neuorientierung (im
deutschsprachigen Kontext läuft eine vergleichbare Diskussion um das
„neue“ Paradigma der Intersektionalität) aufgreifend, begebe ich
mich zunächst auf Spurensuche und frage nach der bisherigen
Auseinandersetzung mit Rassismus - im Bewegungskontext (graue
Literatur, Zeitschriften), im akademischen Feminismus (Zeitschriften,
Tagungsbände, Einführungen) sowie in prominenten Theorieproduktionen
(Beauvoir, materialistischer Feminismus). Anschließend werde ich
aktuelle Debatten und Entwürfe nachvollziehen und diskutieren.
In beiden Fällen geht es mir darum, Resonanzen zwischen politischen
Ereignissen und darum kreisenden Diskussionen und der Ebene der
Wissensproduktion aufzuspüren und zu verstehen, inwiefern und auf
welche Weise politische Herausforderungen Wissensproduktionen
antreiben und sich auf der epistemischen Ebene der Gegenstände und
Wissensobjekte niederschlagen.
Alek Ommert
Ladyfeste als queer-feministische
Praxis - Verhandlungen von Ausgrenzung und Teilhabe (Arbeitstitel)
Im Zentrum der Arbeit steht der
Untersuchungsgegenstand „Ladyfest“, ein relativ junges und
internationales Phänomen, das sich seit 2003 auch im
deutschsprachigen Kontext immer weiter verbreitet. Die festivalartigen
Veranstaltungen schaffen Plattformen und Diskussionszusammenhänge
für queer-feministische Aktivist_innen vielfältigster Hintergründe,
für politischen, theoretischen, kulturellen und künstlerischen
Austausch und für Vernetzung. Ladyfeste bilden eine Form von
queer-feministischem, nicht-institutionellem Aktivismus, in dem
gegenwärtige Geschlechterverhältnisse sowie sexuelle Praxen
kritisiert und diskutiert werden. Darin finden immer wieder
Verhandlungen über Ausgrenzung und Teilhabe in Bezug auf
verschiedenste Kontexte statt.
In der Arbeit werden Ladyfeste im
Kontext vielfältiger Vorläufer_innen verortet: zwischen der
riot-grrrl-Bewegung, der Punk- und Hardcore-Szene, autonomen
Zusammenhängen, der Frauen- und Lesbenbewegung und feministischen und
queeren Diskussionszusammenhängen.
Im Fokus der Arbeit steht,
wie Praktiken der Ausgrenzung und Teilhabe im Ladyfest-Kontext
verhandelt werden. Welche Argumente, Zielsetzungen und Ansprüche
werden formuliert? Welche Strategien und Praktiken folgen daraus? Dies
knüpft an die These an, dass Fragen um Identitätspolitiken und deren
Kritiken zentrale Bestandteile der konkreten Aushandlungspraxen im
Ladyfeste-Kontext sind.
Die theoretischen Hintergrundfolien zur
Interpretation des empirischen Materials bilden queere, feministische
und postkoloniale Theorien, Debatten um Intersektionalität und
Diversity.
Arn Sauer
Gender-based Analysis and Gender
Impact Assessment. Canadian Best Practices for the European Institute
for Gender Equality?
Ich führe eine international
vergleichende Analyse des Implementierungsstandes von
gleichstellungsorientierten Folgeabschätzungsinstrumenten in der
Politikberatung zwischen Kanada und der Europäischen Union durch.
Dabei untersuche ich im Rahmen der Umsetzung der Gender Mainstreaming
Strategie Konzepte, Einsatzgebiete (z.B. Entwicklungs-, Gesundheits-,
Einwanderungspolitik) und Ausprägungen der Gleichstellungsinstrumente
Gender-based Analysis (GBA) in der kanadischen nationalstaatlichen
Regierungsadministration und Gender Impact Assessment (GIA) bzw.
Gender als Teil des Social Impact Assessments in den supranationalen
Institutionen der EU. Im Zuge der Weltfrauenkonferenz in Peking haben
sich Kanada und alle Länder der EU 1995 u.a. dazu verpflichtet,
Gleichstellungsziele bei der täglichen Arbeit und in allen Routinen
und Verfahren als Querschnittsaufgabe zu berücksichtigen.
Forschungsleitend wirkte meine Hypothese, dass sowohl Kanada als auch
die EU
seit 1995 respektive 1998 über Gender Mainstreaming
Instrumente verfügen, aber deren Anwendung nicht systematisch
sicherstellen bzw. überwachen. Mittels Methoden der qualitativen
Sozialforschung und der komparativen Politikwissenschaft untersuche
ich, ob und inwieweit sich Kanada aufgrund innovativer
intersektionaler Ansätze und seiner jüngsten
GBA-Implementierungsreform als Beispiel guter Praktiken für die
Gleichstellungsprozesse und Governance Strukturen der EU, inklusive
der neu gegründeten Europäischen Gleichstellungsagentur,
eignet.
Pat Treusch
Care-Robot & Co: Humanoide als soziale
Akteure am Beispiel technisch vermittelter Fürsorge- und
Hausarbeit
Mein Dissertationsprojekt
„Care-Robot & Co: Humanoide als soziale Akteure am Beispiel
technisch vermittelter Fürsorge- und Hausarbeit“ (Arbeitstitel)
untersucht aktuelle Technikgestaltungsprozesse und gesellschaftliche
Transformationsprozesse in ihrem Verhältnis zueinander.
Angesichts weit verbreiteter Zukunftsszenarien einer drohenden
Überalterung der Gesellschaft bekommt die Frage, wer die zusätzlich
anfallende Fürsorgearbeit leisten soll, eine hohe Relevanz. Die
Innovation eines Robotersystems, das im Privathaushalt sowie in
Pflegeeinrichtungen ‚seine Arbeitskraft’ für diese Care-Work zur
Verfügung stellt, scheint die technologische Lösung des
gesellschaftlichen Problems darzustellen.
Das humanoide
Assistenzrobotersystem dient mir als exemplarischer Modus für das
Zusammenwachsen und Zusammenwirken von Mensch und Technik in
‚technowissenschaftlichen’ Zeiten. Von Interesse sind die
‚onto-epistemologischen’ Konsequenzen dieser Form der
Technikgestaltung. Das meint, die (materiellen) Transformationen von
Natur, Kultur, Technologie, Gesellschaft, Körpern und Geschlecht, die
mit dem Humanoiden als sozialem Akteur der Fürsorge einhergehen,
herauszuarbeiten. Im Fokus meiner Analyse stehen die konkreten
Praktiken der Grenzziehung zwischen Mensch/Maschine,
natürlich/künstlich und organisch/inorganisch in spezifischen
Robotiklaboren.
Mein Projekt verorte ich innerhalb von
Ansätzen der Artefakt-, bzw- Techniksoziologie. Gleichzeitig verweist
mein Dissertationsprojekt auf geschlechtertheoretische Leerstellen
dieser und intendiert, – eine feministische Analyseperspektive
einnehmend –, die aktueller Technikgestaltung impliziten Macht- und
Herrschaftsverhältnisse herauszuarbeiten. Dem gemäß spannt sich das
Projekt interdisziplinär zwischen artefakt- und techniksoziologischen
Ansätzen, Ansätzen eines neuen „Feminist Materialism“, Ansätzen
feministischer Technowissenschaftsstudien und feministischen Debatten
zu Care-Work auf.
Kontakt: Pat_Treusch(at)yahoo.com
Anna Voigt
Konstruktionen von
"Männlichkeiten" und "Sexualitäten" in
US-amerikanischen TV Serien und ihre Rezeption in Deutschland
(Arbeitstitel)
Das Ziel meiner Dissertation
ist das Aufspüren von in populären Unterhaltungsformaten
vermitteltem Wissen über Geschlecht. Mit einer kritischen
Diskursanalyse untersuche ich dazu, wie Männlichkeiten und
Sexualitäten konstruiert werden. Eine meiner Grundannahmen ist, dass
Medien sehr machtvolle Konstrukteure von Wirklichkeiten sind. Die
Herausarbeitung von Brüchen und gesellschaftlichen Widersprüchen und
Aushandlungsprozessen und deren Niederschlag in Fernsehunterhaltung
ist Gegenstand dieser Arbeit. Fragen die sich mir stellen sind: Wie
werden die Bestandteile der Trias sex, gender und sexuelle
Orientierung aufeinander bezogen? Welche naturwissenschaftlichen
Erklärungen und Sexualitäten und sexualwissenschaftliche
Erkenntnisse lassen sich in den Unterhaltungssendungen rekonstruieren?
Welche Rolle spielen politische Auseinandersetzungen in den Serien?
Das Augenmerk meiner Arbeit richtet sich dabei darauf,
diskursanalytische Zugänge für feministische Fernsehforschung
nutzbar zu machen.
Göde Both
Agency und Geschlecht in Mensch/Maschine-Konfigurationen am Beispiel von Virtual Personal Assistants
In meiner Informatik-Diplom-Arbeit analysiere ich Virtual Personal Assistants (VPA) aus den Blickwinkeln der Informatik und der feministischen Technikforschung. VPAs sind Software-Agenten, an die Aufgaben delegiert werden können und welche sie bis zum einem gewissen Grad selbstständig lösen. Dabei soll der Agent die Vorlieben der Nutzer_innen im Laufe der Zeit erlernen, umso bessere Entscheidungen treffen zu können. Die Kommunikation mit dem Agenten soll in Umgangssprache erfolgen. Zum Beispiel könnte eine Aufgabe lauten: „Wo finde ich hier in der Nähe eine Apotheke, die um diese Zeit geöffnet hat?“ Der Agent würde daraufhin seine Quellen durchsuchen und die Ergebnisse präsentieren, welche den Kriterien entsprechen.
Bis in die frühen 2000er Jahre existierten VPAs nur in den visionären Szenarien der Informatik oder im Science-Fiction-Genre. Gegenwärtig gibt es Artefakte, die als ihre Realisierung angepriesen werden, zum Beispiel die iPhone-Applikation „SIRI“ (2009/10). Im Rahmen meiner Diplom-Arbeit vergleiche ich „SIRI“ mit zwei älteren Szenarien: „Knowledge Navigator“ (1987) und „The Semantic Web“ (2001). Meine Forschungsfrage lautet, wie in den unterschiedlichen Settings, die Mensch/Maschine-Konstellationen konfiguriert werden und wie sie dabei die symbolisch-strukturelle Geschlechterordnung perpetuieren oder unterlaufen.
Zur Analyse der distributed agency (verteilte Handlungsfähigkeit) orientiere ich mich an den Arbeiten von Lucy Suchman und Bruno Latour. Ihr Ansatz besagt, dass agency kein inhärentes Attribut eines menschlichen oder nicht-menschlichen Agenten ist, sondern viel mehr als Effekt ihrer gemeinsamen „Intra-Aktion“ (Karen Barad) hervorgebracht wird. Diesem Paradigma folgend, möchte ich untersuchen, wie in den Settings der VPAs agency (neu) verteilt wird und welche Verschiebungen innerhalb der Geschlechterordnung statt finden.
Judith Coffey
Die Liebesgeschichte als Ort der
(Re)Produktion von Bürgerlichkeit. Exemplarische Analysen
viktorianischer Romane
In meinem in der
Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft angesiedelten
Dissertationsprojekt untersuche ich im realistischen Modus erzählte
Liebesgeschichten aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. In meinen
exemplarischen Analysen viktorianischer Romane interessiert mich vor
allem die Frage, wie Heteronormativität produziert und naturalisiert
wird, indem Geschlecht, Sexualität und Begehren fest mit 'Liebe'
verknüpft und an die Produktion einer weißen bürgerlichen Norm
gekoppelt werden. Meine Analyse setzt auf einer formalen bzw.
strukturellen Ebene an, und fragt danach, welche Bedeutungen sich in
der Form und der Erzählweise der Liebesgeschichte sedimentiert (oder
abgelagert) haben, unter der Prämisse, dass die nach diesem Modell
erzählte Liebesgeschichte nach wie vor beträchtliche kulturelle
Wirkung entfaltet.
Lukas Engelmann
Arbeitstitel: Krankheitsbild AIDS.
Die medizinische Semantisierungsgeschichte von AIDS aus
der Logik des Bildes
(Arbeitstitel)
In
meiner medizin- und kulturhistorisch ausgerichteten Dissertation ehe
ich der Verwissenschaftlichung von AIDS nach. Untersuchungsmaterial
und Ausgangspunkt sind medizinische Fachatlanten zu AIDS, die als
Ordnungssysteme einer visuellen Epistemik bearbeitet werden. Darin
untersuche ich die wissenschaftliche Semantisierung von AIDS erstens
aus medizinhistorischer Perspektive auf die Abbildungstraditionen von
Krankheit, zweitens mit bildwissenschaftlichen Instrumenten in der
Auseinandersetzung mit Bildlogiken und drittens mit der
wissenschaftstheoretischen Frage nach der Herausbildung des
’disziplinierten’ Gegenstands. Ziel ist es zunächst, das
“Krankheitsbild AIDS” im Kontext wissenschaftlicher Visualisierung
auszuleuchten. Den diskursiven Hintergrund bildet ein
Normalisierungsprozess, den ich als weitgehende Entdramatisierung der
AIDS-Epidemie in den USA und Europa einordne. Hier richtet sich mein
Interesse auf die Transformation jener Metaphern, deren exzessive
Zirkulation AIDS auch als Epidemie der Signifikation gekennzeichnet
hat. Ich frage mit der Dissertation nach den Normalisierungseffekten
wissenschaftlicher Semantisierung und damit nach den sichtbaren und
unsichtbaren Spuren der ethnifizierten, sexualisierten und
vergeschlechtlichten Körper, die dem “Krankheitsbild AIDS”
eingeschrieben sind.
Hannah Fitsch
Just to give you a picture.
Sicht- und Sagbarkeiten in der funktionellen
Magnetresonanztomographie.
Die kognitive Neurowissenschaft ist eine der
einflussreichsten Wissenschaften in Bezug auf gesellschaftliche
Vorstellung und Diskurse über den Menschen im 21. Jahrhundert. Der
Siegeszug, den die Gehirnforschung in den letzten 20 Jahren antrat,
hatte seinen Grund nicht zuletzt in der Entwicklung und Einführung
bildgebender Verfahren. Mit Hilfe der computertomografischen Verfahren
werden scheinbar objektive Bilder produziert, die als Abbild des
menschlichen Inneren interpretiert werden. Der aufwendige und komplexe
Herstellungsprozess wird in der Rezeption dieser Bilder in der Regel
nicht mehr reflektiert. Diese apparativ erzeugten Bilder bieten durch
die Visualisierung von bislang Unbekanntem neue Seherfahrungen. Damit
diese computergenerierten Bilder einen Evidenzstatus erhalten können,
müssen sie zunächst normalisiert, für das Auge lesbar gemacht
werden. Die Lesbarkeit der Bilder ist somit stark abhängig von dem
gesellschaftlich etablierten Diskurs, in dem sie hergestellt werden.
Damit das sichtbar gemachte Unsichtbare auch einen Evidenzstatus
erhalten kann, muss es sich in Gewohnheiten einschreiben (Gugerli),
oder eben umgekehrt: Damit das sichtbar gemachte Unsichtbare
interpretiert und ‚gelesen’ werden kann, schreiben sich
gesellschaftliche Vorstellungen vom Menschen – darunter auch
dualistische Kategorien von aktiv/ passiv, männlich/ weiblich, krank/
normal – in die Lesarten der Bilder ein. Bei der Bearbeitung der im
Scanner erhobenen Daten stellt die Visualisierung nicht allein das
Ziel eines Auswertungsprozesses dar. Vielmehr ist die Anzeige der
Daten in Bildform immer schon Bestandteil ihrer Verarbeitung und
trägt nicht selten ihren Teil zur Realisierung eines bereits zu
erwartenden Ergebnisses bei. Was aber bedeutet es, wenn ein ganzer
Forschungsbereich der mit fMRT arbeitet, vom Konzept des Experiments,
über die verwendete Technik, bis hin zu den Auswertungsverfahren,
Bilder zur Referenz ihrer Überlegungen macht? In Anlehnung an den
Begriff der visuellen Rationalität (Burri 2008) möchte ich die
Dimension der visuellen Logik im Auswertungsprozess statistischer
Daten näher betrachten.
Nadine Heymann
Visual Kei: Praxen von
Körper und Geschlecht in einer translokalen Subkultur
„Eine gute Dosis Dark Gothic, vermischt mit einem Schuss
Chic, und so lange gemixt, bis es androgyn ist." So wird die
Visual-Kei-Band „D’espairsRay“ im Fernsehbeitrag eines
Musikmagazins beschrieben. Visual Kei – was als „visuelles
System“ übersetzt werden kann – ist mit der Jahrtausendwende von
Japan nach Europa gekommen. Für Musik aus Japan und für Visual Kei
haben vor allem die Möglichkeiten von Web 2.0, schnelle
Breitbandanschlüsse und Social Media Plattformen zur Vernetzung und
Selbstdarstellung den Weg für eine Rezeption in Deutschland
geebnet.
Die Inszenierungspraxen im Visual Kei – die hier als
„androgyn“ beschrieben werden – führen zu einem bemerkenswertem
Effekt: das Geschlecht der Protagonist_innen ist für Außenstehende
nicht mehr zu erkennen bzw. zu unterscheiden und Konzeptionen von
Körper und Geschlecht erscheinen fluide. Die vertraute
Geschlechtsbinarität wird überschritten: eine Zuordnung zu den Polen
„männlich“ oder „weiblich“ wird erschwert und auch
heterosexuelles Begehren wird in Frage gestellt. Körper erscheinen
als unendlich form- und veränderbar, und die Blicke der Betrachtenden
werden immer wieder irritiert. Und es war genau diese Irritation, die
mein Interesse weckte, mich näher mit der Subkultur Visual Kei und
ihren Protagonist_innen in Deutschland auseinander zu setzen.
Ich
frage danach, wie sich Subjekte in und durch Praxis konstituieren und
darin zu anerkannten Subjekten werden. Inwiefern ist die Subkultur
Visual Kei als Verletzung autorisierter Codes, welche die soziale Welt
organisieren und erfahrbar machen, in der Lage diese zu provozieren,
zu stören und zu irritieren?
Ina Kerner
Differenzen und Macht
Zur
Anatomie von Rassismus und Sexismus
Politik der Geschlechterverhältnisse, Bd. 37
2009 - 413
Seiten - Kartoniert
ISBN: 978-3-593-38595-2
Wie
können die Funktionsmechanismen und das Verhältnis von Rassismus und
Sexismus angemessen beschrieben werden? Um diese Frage zu beantworten,
führt Ina Kerner zentrale Positionen der Rassismustheorie, der
Geschlechtertheorie und der aktuellen Debatte über Verschränkungen
verschiedener Formen von Macht und Ungleichheit zusammen. Sie
plädiert für eine integrative Sichtweise, die Rassismus und Sexismus
als mehrdimensionale Machtrelationen fasst und dabei Ähnlichkeiten,
Unterschiede, Kopplungen und Intersektionen zwischen ihnen
berücksichtigt.
Aus dem Inhalt:
- Facetten
der Macht,
Dimensionen von Rassismus und Sexismus - Rassismus
- Sexismus
- Zum Verhältnis von Rassismus und Sexismus
Information des
Campus-Verlag [2] als PDF zum download
Weitere
Informationen zu Prof. Dr. Ina Kerner
Mike Laufenberg
Die Regierung
der Sexualität – Subjektivität, Wahrheit und Macht im Zeitalter
der Biologie
Von einer Regierung der Sexualität
zu sprechen, beinhaltet einen doppelten Genitiv: Als genitivus
objectivus ist Sexualität Gegenstand von Regierungstechniken, d.h.
sie wird im weitesten Sinne zum Objekt von Praktiken, die das Ziel
haben, sie zu steuern. Gleichzeitig kann Sexualität als genitivus
subjectivus selbst als etwas gedacht werden, das regiert, und das
hieße, in ihr eine Technik zu sehen, mittels derer Menschen geführt
werden können. In der Dissertation werden Prozesse der Konstituierung
von sexueller Subjektivität als zentraler Modus und als
Funktionsweise solcher Regierungstechniken untersucht. Ausgehend von
einer Co-Produktion von gesellschaftlichem und wissenschaftlichem
Wissen über „sexuelle Orientierungen“ wird die Biologie als
besonderes Produktionsregime von Wahrheitsdiskursen erschlossen, das
in der Geschichte sexueller Subjektivitäten und der vielfältigen
Versuche, diese regierbar zu machen, eine bedeutende Rolle spielt.
Wissen aus Genetik, Neurowissenschaften oder Endokrinologie wird
Bestandteil von Regierungswissen und damit zum Gegenstand und Medium
von Auseinandersetzungen, in denen es um mehr geht als die alte Frage
nach den „Ursachen“ etwa von Homo- oder Transsexualität. Die
Verwissenschaftlichung und gleichzeitige Politisierung sexueller
Subjektivitäten geht im Zeitalter der Biologie vielmehr mit Kämpfen
einher, in deren Kern es um die Frage geht, welche Existenzweisen und
Körper wir als lebbar erachten.
Hanna Meißner
Bedingte Kontingenz. Zur
gesellschaftlichen Konstitution von Subjektivität und
Handlungsfähigkeit
Die Vorstellung eines
autonomen Subjekts ist seit längerem in der Krise. Wie lässt sich
aber Handlungsfähigkeit ohne Rückgriff auf eine unabhängige Instanz
im Individuum denken? Antworten, die Judith Butler, Michel Foucault
und Karl Marx aus unterschiedlichen Analyseperspektiven auf diese
Frage bieten, entfalte ich systematisch und beziehe sie aufeinander.
Mein Anliegen ist allerdings nicht die Entwicklung eines einheitlichen
Theoriegebäudes, vielmehr arbeite ich heraus, inwiefern sich diese
drei Perspektiven an ihren analytischen Grenzen gegenseitig über
bestimmte stillschweigende Voraussetzungen informieren können. Eine
solche, die analytische Unabhängigkeit der einzelnen Perspektiven
bewahrende, Relektüre erschließt neue Zugänge zur vieldiskutierten
Problematik postsouveräner Subjektivität. Am Beispiel der
Geschlechterdifferenz rekonstruiere ich unterschiedliche strukturelle
Dimensionen einer historischen Konstellation, in der Autonomie – als
Verleugnung der konstitutiven Abhängigkeit – als eine Bedingung
subjektiver Handlungsfähigkeit erscheint. Zugleich eruiere ich eine
Kritikstrategie, die an den Dynamiken dieser spezifischen Form ansetzt
und Handlungsfähigkeit als historisch bedingte Möglichkeit der
Subjekte begreift, sich zu den Verhältnissen verhalten zu können.
Weitere Informationen zu Hanna
Meißner
Silke Meyer
Differenzierung und
Ausschluss über Technik? Eine Studie zu den Machtverhältnissen in
Linux User Groups
In meiner Dissertation
untersuche ich Gruppen, die "freie" Software entwickeln und
verbreiten. Linux hat den Anspruch, ComputernutzerInnen von
ökonomischen und rechtlichen Zwängen zu befreien. Das Konzept und
die Entwicklungspraxis von "freier" Software haben über den
Softwarebereich hinaus Debatten über alternative Produktionsweisen,
Demokratie und Eigentumskonzepte angestoßen. "Freier"
Software wird oft ein geradezu subversives Potenzial zugeschrieben.
Ich untersuche, welche Machtverhältnisse in der Praxis von Linux User
Groups (re-)produziert werden, die dem emanzipatorischen Anliegen
"freier" Software zuwiderlaufen. Linux User Groups (LUGs)
sind innerhalb der Community zentrale Plattformen für
Wissenstransfer. Mich interessiert, über welche Praktiken sie sich
als LUGs konstituieren, wie dort der Anspruch umgesetzt wird, Wissen
"frei" zu teilen und wie die "freie" Software in
diese Praktiken involviert ist. Schließlich untersuche ich wie und
entlang welcher Kriterien in diesen Praktiken Differenz hergestellt
wird. Welche Machtverhältnisse werden dadurch (re-)produziert oder
neu etabliert?
Tino Plümecke
Differenzforschung in den neuen
Lebenswissenschaften
Forschungsschwerpunkte:
Wissenschaftsforschung, Soziologische Theorie, Kritik,
Poststrukturalismus
Publikationen (Auswahl):
2009 Rassifizierte Gene: Zur Aktualität
biologischer »Rasse«-Konzepte in den neuen Lebenswissenschaften.
(zusammen mit Thomas Brückmann und Franziska Maetzky) In: AG gegen
Rassismus in den Lebenswissenschaften (Hg.): Gemachte Differenz:
Kontinuitäten biologischer »Rasse«-Konzepte. Münster: Unrast, S.
20-64
2008 Widerstand: Die Regierbarkeit des Willens zur
Veränderung. In: Haug, Christoph et al. (Hg.): Kampf um Teilhabe.
Akteure, Orte, Strategien. Hamburg VSA.
Thomas Viola Rieske
Pädagogische Handlungsmuster in der
Jungenarbeit (Arbeitstitel)
In meinem
Dissertationsprojekt beschäftige ich mich mit der
geschlechtsbezogenen Pädagogik mit Jungengruppen. Im Zentrum des
Interesses stehen Projekttage/Seminare/Workshops, in welchen mit
Jungen pädagogisch in Bezug auf Geschlechtlichkeit gearbeitet wird.
Solche Veranstaltungen stellen Heranwachsenden Möglichkeiten zur
Verfügung, methodisch angeleitet ihre Selbst- und Weltverhältnisse
zu entwickeln und sich über das Leben und Handeln in unserer Welt zu
verständigen. Gemeinsamer Bezugspunkt ist der Versuch, Jungen in
ihrer jeweiligen Lebensbewältigung zu unterstützen, wobei
Differenzen darüber bestehen, worin diese bzw. eine wünschenswerte
Lebensbewältigung besteht und wie eine entsprechende Unterstützung
zu gestalten sei. Die bisherige Wissensproduktion dazu ist häufig
entweder programmatischer Natur oder diskutiert die theoretischen
Voraussetzungen derartiger Programmatiken. Empirische Untersuchungen
zur Praxis der geschlechtsbezogenen Pädagogik mit Jungen existieren
hingegen kaum.
In meiner Studie möchte ich durch eine
beobachtende Teilnahme an derartigen Veranstaltungen und Gesprächen
mit den Pädagog_innen konkrete pädagogische Handlungsweisen und
dazugehörige Begründungen erheben. Von besonderem Interesse ist
dabei der jeweilige Umgang mit der genannten Gestaltungsfrage. In
einem subjektwissenschaftlich konzipierten Forschungsprozess geht es
mir darum, jeweils fallbezogen die Elemente (z.B. institutionelle und
theoretische Prämissen, methodische Formen, Begründungsfiguren) zu
rekonstruieren, die im Zusammenhang mit einzelnen pädagogischen
Vorgängen und der Verständigung darüber stehen.
Ziel der
Studie ist nicht, einzelne Praxisformen zu bewerten, sondern empirisch
fundiertes Wissen über die Praxis der geschlechtsbezogenen Pädagogik
mit Jungen zu gewinnen, auf dieser Basis die Möglichkeiten und
Probleme dieser Praxis zu rekonstruieren und damit die
Auseinandersetzung mit der Bildung von Geschlechterverhältnissen zu
befördern.
en/inka_greusing/parameter/de/font4/maxhilfe/
blikationen/Buch_Kerner_09_Differenzen.pdf