Inhalt des Dokuments
Ankündigung: Die doppelte Verwertung. Vom Verschwinden des Unbewussten aus dem Wissen der Disziplinen
[1]
- © Hannah Fitsch
Die Geschichte des
Unbewussten ist seit seiner ‚Entdeckung‘ um 1800 eine umkämpfte
Geschichte. Schon die Frage, ob es entdeckt oder erfunden wurde, ist
letztlich unbeantwortbar.
Das Unbewusste war zudem immer auch das
Unbewieseneund selbst jene, die von seiner Existenz überzeugt sind,
sind sich uneinig, was das Unbewusste genau ist und wie es wirkt.
Die Vorträge der Ringvorlesung gehen vor diesem Hintergrund aus
unterschiedlichen Perspektiven der Frage nach dem Status des
Unbewussten in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen nach.
Ausgangspunkt ist die Annahme, dass insbesondere in den an Zahlen,
Metrisierung und Standardisierung orientierten Disziplinen eine
Verdrängung des Unbewussten stattfindet, die so auch das
Unverfügbare wegrationalisiert.
Was aber passiert, wenn
Standardisierung und Ökonomisierung menschlicher Belange
vorangetrieben wird und die Räume für Träume und Utopien – und
damit auch die der politischen Kämpfe für andere
Gesellschaftsordnungen – in geordnete Bahnen der Effizienz und
Output-Orientierung gelenkt werden? Verschwinden mit dem Unbewussten
dann auch die Möglichkeiten, sich der Rationalisierung zu entziehen
und Neues zu ermöglichen? Und wie können wir diese Fragen nicht
gegen, sondern mit Hilfe neuer Technologien artikulieren?
An
diesen Diskussionen dranzubleiben, ist daher auch eine Aufforderung,
das vermeintlich nicht (Ver)messbare und Kategorisierbare immer wieder
ins Labor, die Wissensproduktionsstätten und in die Interpretationen
einer scheinbar bis ins kleinste Details verwalteten und über
Risikoberechnungen vorhersagbaren Zukunft hineinzutragen.
Termine:
30.10.19 Vera King, 13.11.19 Antoinette
Rouvroy,
27.11.19 Ranjana Khanna, 04.12.19 Ilka Quindeau,
11.12.19 Cornelius Bock, 15.01.20 Marie-Luise Angerer,
22.01.20
Deboleena Roy, 31.01.20 Judith Butler.
Mittwochs von 18-20 Uhr:
Raum H 0110, TU Hauptgebäude
(ausser Freitag 31.1.2020: Raum H
0105), TU Hauptgebäude
Übung zur Ringvorlesung
In der Übung
zur Ringvorlesung werden das Konzept und die zu Grunde liegende
Fragestellung der Ringvorlesung vertiefend vorgestellt und besprochen.
Es werden gemeinsam Texte der Vortragenden gelesen und diskutiert. Der
Fokus der Übung liegt auf den Natur- und Technikwissenschaften.
Alle Fachdisziplinen greifen auf Modelle zurück, diese
theoretischen Perspektiven dienen der Reduzierung von Komplexität;
gleichzeitig aber beinhalten sie Wertsetzungen. Insbesondere in den
Natur- und Technikwissenschaften geht diese Modellbildung häufig mit
einer Dezentrierung des Menschen einher. Um objektive Wissenschaft zu
betreiben, so die Vorstellung, müssen menschliche Beobachter*innen
aus den
Mess- und Verdatungsinstrumentarien herausgehalten
werden. Schaut man sich die Entwicklung neuerer Technologien der
letzten dreißig Jahre an, so fällt auf, dass sie insbesondere der
Standardisierung und der Berechnung dienen, die, so die Idee, durch
das Sammeln und Berechnen individueller
Daten im Vergleich zu
einem gesellschaftlichen Durchschnitt, eine Zukunftsprognose erlauben.
Welchen Stellenwert haben die Konzeptionen bewusst und unbewusst in
den Wissenschaften, welche Erkenntnis über Menschen und Körper
generieren wollen?
Termine:
23.10.19, 06.11.19, 20.11.19
08.1.20,
29.1.20, 05.2.20, 12.2.20
Mittwoch 18.oo – 20.oo Uhr
Raum
H 0110, TU Hauptgebäude
Den Flyer zur Ringvorlesung gibt es hier [2].
DER/rv_mailflyer.jpg
v_mailflyer_2_.pdf